Was ist eigentlich „rechts“?

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“vorlesen“]

 

Spontan und vor allem eine relative individuelle Richtungsdefinition, „rechts“ kann augenblicklich „links“ werden, ich brauche mich nur umzudrehen.

Wir erkennen: Es kommt auf den Standpunkt an. Sitzen mir mehrere Personen in einer Reihe gegenüber, oder sitze ich mittig unter ihnen, gibt es einen „rechten Flügel“ und einen „linken Flügel“ und auch eine “Mitte”. Oft werden die beiden Flügel mit einer Wertung belegt, wobei diese Wertung meist von der Mitte aus subjektiv und nicht unabhängig getroffen wird.

Da lob’ ich mir doch die Weisheit der Indianer oder der alten Germanen, die sich bei Diskussionen des Thing auf dem Thingplatz oder unter einer Eiche im Kreis formierten. Die Kreisform schützte also die Diskussionspartner vor Diskriminierung durch eine örtliche Wertung. Oh, selige Zeiten!

Die heutige “Sitzordnung” in den Parlamenten lässt sich auf die erste französische Nationalversammlung nach deren Revolution zurückführen. Da beanspruchten die verbliebenen “feudalen” Volksvertreter, die Vertreter der ehemaligen “Machthaber” des Adels (alle waren ja nicht unter der Guillotine gelandet) die rechte, wohl in ihren Augen „richtige Seite“ (…sitzend zur Rechten Gottes…), die Vertreter der Unterschicht, die “Revoluzzer” – weit weg von denen, fast “gegenüber”, also links.

Die Mitte verblieb daher für die, die noch übrig waren, sich nicht für feudal oder revolutionär entscheiden konnten oder wollten oder durften, meist die “Bürgerlichen”.

Unter dieser Konstellation schnitten, anders als heute, “die Linken” und „die Rechten“ überhaupt nicht schlecht ab, sie waren links die “Erneuerer”. Die ehemals „Berechtigten“ saßen auf ihrem vermeintlich „angestammten“ Platz. Nur die “Mitte” erschien eher schlecht, sie waren die “Unentschlossenen”, also ganz bestimmt nicht , wie heute popularisiert, die “Guten”.

Nun zu Deutschland, unserem „Vaterland“. Da gab es ab 1848 nach der „Deutschen Revolution“ den Bundestag des Deutschen Bundes, eine Reichsversammlung, ein deutsches Nationalparlament. Ein Reichsparlament (auch bereits Reichstag). Dieses war von Mai 1848 bis Mai 1849 das verfassungsgebende Gremium der Deutschen Revolution sowie das vorläufige Parlament, die Nationalversammlung des entstehenden Deutschen Reiches. Tagungsort war die Paulskirche in Frankfurt. Die Geschäftsordnung sagt nichts aus über eine „Sitzordnung“, die Abgeordneten durften sich ihren Sitzplatz frei aussuchen.

Nach dem Scheitern der Nationalversammlung in der Paulskirche von 1848/49 beginnt die Geschichte des geeinten deutschen Nationalstaates am 18. Januar 1871 mit der Kaiserproklamation im Spiegelsaal zu Versailles. Wenige Wochen später, am 21. März 1871, tritt der neu gewählte Reichstag in Berlin zusammen. Die politischen Parteien entwickeln sich. Der Reichstag basierte aber weiterhin auf der liberalen Vorstellung eines freien Mandates.

Die Bezeichnungen rechts und links für unterschiedliche politische Richtungen entwickelten sich in der heutigen Form im Laufe der Zeit wohl in Anlehnung an die französischen Deputiertenkammer1814, nach dem Sturz Napoleons. Dort beanspruchte der Adel wieder den „Ehrenplatz“ zur Rechten des Parlamentspräsidenten, während die Vertreter des dritten Stands, also die freien Bürger und Bauern, nahmen links von ihm Platz.

So saßen auch im deutschen Parlament Abgeordnete konservativer Parteien rechts vom Parlamentspräsidium, Abgeordnete sozialistischer Parteien links vom Präsidium.

Aus dieser Rechts-links-Situation, die sich aber eigentlich „seitenverkehrt“ darstellt, da man damals „zur linken und rechten Seite“ des Parlamentspräsidenten saß, heute dagegen links und rechts ihm gegenüber, entwickelten sich aber trotzdem die „Einstufungen“ von rechts und links folgendermaßen:

In der Mitte sind jene, die mit dem bestehenden Zustand der Demokratie im Wesentlichen zufrieden sind.

Rechts steht für ein Demokratieverständnis, bei dem innerhalb der Demokratie die individuellen Freiheiten wichtiger sind als Gleichheit.

Links bedeutet, dass mehr (soziale und politische) Gleichheit angestrebt wird, manchmal auch auf Kosten individueller Freiheiten.

Alle drei Haltungen sind mit der Verfassung und mit den Vorstellungen von Demokratie vereinbar.

Doch nun zum eigentlichen Dilemma, welches zur heutigen fatalen populistischen Fehlinterpretation führt.

Warum die „National-Sozialistische-Deutsche-Arbeiter-Partei“, die aus der Deutschen-Arbeiter-Partei durch Umbenennung hervorging, also als Partei der Arbeiter, der „3. Klasse“, traditionell auf der linken Seite des Parlaments vermutet werden sollte, nun im Reichstag auf die rechte Seite der Sitzordnung gelangte, lässt sich nur vermuten. Auf der linken Seite saßen die Kommunisten, gefolgt von den Sozialdemokraten und der Zentrumspartei, da war eigentlich „kein Platz“, und da wollte die NSDAP wohl sicherlich auch nicht hin. Möglicherweise durch den Zusatz „National“ verfrachtete man sie nach rechts, wo eben rechts hinter der Deutsch-Nationalen-Volkspartei noch Platz war. Und damit bekam die rechte Seite, die ja eigentlich für feudal und für die individuelle Freiheit stand, ihren heutigen schlechten Ruf.

In der neuen Bundesrepublik besetzten nun wieder die Freien-Demokraten als national-liberale Partei diesen Flügel, zur Mitte hin die Christlichen- und links die Sozial-Demokraten.

Erstmals seit 1949, als die Freien-Demokraten das Parlament verließen, mussten/konnten nun die Unionsabgeordneten im Plenarsaal den rechten Flügel bilden, und man setzte die Abgeordneten von CSU und CDU nun dorthin, wo sie als Konservative hingehören, nämlich rechts, wenn man vom Präsidium aus in den Saal schaut / vom einzelnen Abgeordneten aus gesehen – ganz links!

Ein wenig anders verhält es sich mit der SPD und den Grünen. Als diese 1983 zum ersten Mal in den Bundestag einzogen, standen sie politisch zwar deutlich links von der SPD. Doch die wollte links von sich keine Partei im Plenarsaal dulden. Also wurden die Grünen zwischen SPD und Union platziert, wo sie heute angesichts zwar gescheiterter, aber doch ernsthaft geführter Sondierungen über eine schwarz-grüne Zusammenarbeit und ihrer gewandelten Grundhaltung womöglich wirklich besser sitzen.

Als die PDS 1990 erstmals in den Bundestag gewählt wurde, gab die SPD den linken Flügel frei. Dass diese Genossen linker waren als die Sozialdemokraten jemals sein wollten, das war unübersehbar. Seither bilden die Abgeordneten von PDS/Linkspartei diesen Außenflügel – bis auf jene drei für sie „düsteren Jahre“ von 2002 bis 2005, als sie nur mit ihren zwei direkt gewählten Abgeordneten im Parlament vertreten waren, die an zwei „Katzentische im Hintergrund“ (absichtlich?) verbannt wurden.

Wenn jetzt die Frage gestellt wird, ob die christliche Union, welche im augenblicklichen Bundestag die rechte Seite der Sitzbänke im Plenarsaal für sich beansprucht, angesichts der wohl mit Sicherheit ins nächste Parlament einziehenden neuen Kraft den rechten Flügel in der Sitzordnung zuweisen müsste, ist das dann rechtsradikal? Da diese hauptsächlich von der Union rechtswidrig als Ultrarechte diffamiert wird, obwohl sie sich auch zur freiheitlich rechtlichen Grundordnung der Bundesrepublik bekennt und in ihrer Rechtsauffassung, völlig rechtskonform die Menschenrechte/human rights verteidigt, wäre das nicht die logische Folge für die Union?

Eventuell aber vertritt die Bundestagsverwaltung eine andere Rechtsauffassung oder diese neue Partei besteht auf ihrem Rechtsstandpunkt, diese Angelegenheit rechtlich ganz anders zu sehen!

Wir halten also fest, keine Sitzposition in Bezug auf die politische Gesinnungen hält ewig –

und Sie sind jetzt nicht völlig verwirrt.

Wer heute angesichts der nicht zu übersehenden Umgestaltung in der Bevölkerung durch Migranten und Flüchtlinge sowie der Anstrengungen zur Bildung eines vereinten Europas meint, die Deutsche Nation solle sich nicht einfach auflösen und für die Bundesbürger als Heimat zur Identifikation für Kultur, Wissenschaft, Schaffenskraft und Moral bestehen bleiben, der wird populistisch als Rechts-Radikal diffamiert.

Wer heute für alle Bürger im Alter eine auskömmliche Versorgung zur Erhaltung des erarbeiteten Lebensstandards reklamiert, die Kosten für die Gesundheitsversorgung auf alle Schultern verteilen, für Jedermann gleich erreichbar und ohne unnötige Gewinnoptimierung bezahlbar erhalten möchte und das von allen erarbeitete und erwirtschafte Sozialprodukt des Landes für die Gemeinschaft gerecht verteilen will, wird populistisch als Sozialist oder Kommunist als Ultra-Links verschrieen und verunglimpft.

Was beinhaltet eigentlich der Begriff „sozial“? Wie wohl jeder weiß, stammt er aus der Wortgruppe „socialitas“ (Geselligkeit)/“societas“. (Gemeinschaft, Teilnahme, Kameradschaft) „socius“ (gemeinsam, verbunden, verbündet, – auch Gatte/Gattin – etc.)

Unter diesen Gesichtspunkten – alles Positiva auch innerhalb der christlichen Philosophie – kann es doch nicht verkehrt sein, sich als Sozialistin / Sozialist zu bekennen!

Patriotisch bin ich aber auch! Und als Patriotin / Patriot wünsche ich mir – selbstverständlich – dass mein Land gerecht ist gegen jedermann, dass gerade meine Landsleute und wirklich Schutzbedürftige ihr würdiges Auskommen haben, einander helfen und dass alle teilhaben können an allem, was mein Vaterland ausmacht, seine Gerechtigkeit gegen Jedermann, seine Integrität und Wahrhaftigkeit, seine Moral und seine Kreativität und Schaffenskraft und dem daraus entstehenden Wohlstand für unser Volk und auch alle, die sich bisher und in der Gegenwart, aus nahen und fernen Ländern kommend, bei uns mit festen Willen und ehrlich integrieren, so dass wir alle stolz auf alles Erreichte und unser Land sein können und weiterhin ein festes und wertvolles Mitglied der „Vereinten-Nationen / UN“ bleiben!

Was ich ganz bestimmt nicht bin, wo mich aber die heutigen, alles angeblich selig machenden, mittig-populistischen, bürgerverachtenden, inländerfeindlichen „Machthaber“ unheimlich gerne sehen würden: Ich bin nicht unentschlossen in der Mitte! Ich habe eine eigene, politische Meinung und vertrete diese leidenschaftlich, indem ich weiter an politischen Wahlen teilnehmen werde. Ich werde niemals der Obrigkeit noch einmal alle politischen Entscheidungen „blind“ allein überlassen oder diese mir unbesehen und unkritisch vorschreiben lassen!

Somit sollte es uns nun überhaupt nicht schwerfallen, freudig bekennen zu dürfen: „Ich bin eine patriotische Sozialistin/ ein sozialistischer Patriot und lasse mich von Niemandem dafür beschimpfen oder gar diffamieren und schon gar nicht von den von uns gewählten Volksvertretern, die uns nach Kräften in unserem Bestreben zu unterstützen haben!

„Parlament“ kommt von dem alt-französischen „parlement“ = Unterredung oder französisch „parler“ = reden, und dies sollten die Politiker wieder neu erlernen! Nicht mit sich selber oder in Talkshows untereinander. Ihr Mandat verpflichtet sie dazu, mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden, ihnen zuhören. Auch sollte es ihnen nicht schwerfallen, hitzig und drastisch von den Bürgern vorgetragene Argumente richtig einzuordnen und zu bewerten!

Die deutsche Volkszugehörigkeit ist an sich noch nicht verkommen: Hilfsbereitschaft und Fürsorge, Disziplin und Moral sind allen Deutschen noch nicht abhanden gekommen. An die Wiedergeburt solcher Tugenden glaube ich, und ich mag nicht hören, dass jemand eine Partei schmäht, weil er glaubt, in ihr einen „Links-“ oder “Rechtsruck” beobachtet zu haben!

Dazu kann ich abschließend nur sagen: Das wird schon! Die Richtung ist gar nicht so verkehrt!

 

 

Bild: pixabay – Atemberaubende kostenlose Bilder
(CC) – creative commons    
Text: ©ub/miti/hk 24.01.2016
die blau unterlegten Textpassagen bilden LINKS zu weiteren Informationen