Ute

Meine Eltern verloren ihre Habe in einer Bombennacht

Am Morgen des 18. August 1944 bahnten sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Straßenschluchten der Innenstadt von Bremen. Seit Tagen waren meine Eltern dabei, ihre Habseligkeiten in stabilen Holzkisten zu verstauen, um sie bei einem Bauern auf dem Lande unterzustellen. Für den 19. August hatte Vater das Fuhrwerk bestellt. Wie so oft in den letzten Tagen wurde ihre Tätigkeit durch das Geheul der Sirenen unterbrochen. Fliegeralarm! Meine Eltern schnappten sich einen großen Koffer mit Kleidung, nahmen mich auf den Arm und liefen über die Straße hinunter in den Ansgarii-Bunker. Doch kaum hatten sich die Anwohner auf den unbequemen Holzbänken niedergelassen, da ertönte das Signal „Entwarnung“. Alle waren froh dass nichts passierte und gingen erleichtert in ihre Wohnungen zurück. Nichts deutete darauf hin, dass dieser Tag schrecklich enden würde, es war ein ganz normaler Sommertag.

Am Freitagabend um 22.30 Uhr gab die örtliche Luftschutzleitung ein zweites Mal das Signal „Fliegeralarm“. Es befanden sich mehrere Feindmaschinen im Anflug auf Bremer Gebiet.

„Es wird nicht schlimm, die Bomber waren ja bereits heute Morgen hier“, sagte mein Vater und aufgrund dieser Vermutung entschlossen sich meine Eltern, sämtliches Gepäck bis auf ihren kleinen ledernen Dokumentenkoffer mit den wichtigsten Unterlagen, in der Wohnung zu lassen. Die Sirenen heulten lange, so, als wollten sie auch die letzten Bewohner aus den Häusern treiben. Alles rannte, dem sicheren Ansgarii-Bunker entgegen, der aus einer Ebene mit 460 Sitzplätzen bestand. Wir fanden keinen Platz mehr, darum gingen wir in den Keller vom Musikhaus Warnke, gegenüber von unserer Wohnung. Als sich mit einem scheppernden Geräusch die große Türe schloss war unser Häuflein Menschen, wie so oft vorher, auf Gottes Hilfe angewiesen. Viele Male hatten meine Eltern hier schon ausgeharrt, doch jedes Mal schlich die Angst wieder in dem kahlen, kalten Gewölbe umher. Sie kroch in jede Ecke, auch wenn sie keiner wollte, sie war da und ließ sich nicht verscheuchen. Jeder hatte Angst um sein Leben, um das seiner Angehörigen und natürlich um seinen Besitz. Nach mehreren Jahren Krieg sehnten sich die Menschen nach Frieden und hofften so sehr auf ein Ende des Krieges. Stattdessen mussten sie Tag für Tag in einen Bunker flüchten. „Da ist ja unser kleines Bunkerkind“, freuten sich die Alten, als sie mich sahen. Wie der Frühling den ewigen Kreislauf vom Leben und Sterben beginnen lässt, so sahen sie in mir Kleinkind wohl einen Neubeginn – irgendwann. In dem dunklen Verlies, das lediglich von einer Notbeleuchtung erhellt wurde, herrschte ein gespenstisches Schweigen. Es gab nur wenige Männer in der Gruppe, zumeist Versehrte, die mühsam auf Krücken die Treppen hinunter humpelten oder an leeren Ärmeln ihrer Jacke zerrten. Auf dem blanken Zementfußboden knieten einige Frauen und beteten. So, jedenfalls schilderte Mutter mir immer wieder die letzten Stunden vor dem Inferno.

Die Menschen durchleben eine katastrophale Zeit. Jeder musste bereit sein Anordnungen zu folgen, den vorgegebenen Weg aber genauso schnell wieder zu verwerfen, wenn die Situation es erforderte Mir war das alles einerlei. Ich lag behütet mit meiner Lumpenpuppe „Deidei“ in Mutters Arm und schlief. Irgendwann schrie jemand, die Innenstadt brennt.

Meine Eltern hasteten die Treppe hinauf auf die Straße. Vom nachtschwarzen Himmel fiel ein Feuerregen und erleuchtete die Obernstraße mit sämtlichen Nebenstraßen. Gewaltige Flammenstöße heulten durch die Straßenschluchten bis zur Hutfilterstraße und Brill. Es prasselte und knackte überall und durch das Brausen des Feuers konnte man die Schreie der Menschen hören. Häuserzeilen und Straßen waren von beißendem Rauch erfüllt, der die Sicht versperrte und das Atmen erschwerte. Überall brannte das Straßenpflaster. Der kochende Asphalt lief in Bächen über die Bordsteine und erschwerte das Vorankommen. Das Haus Nr. 24 mit unserer Wohnung in der ersten Etage stand in Flammen. In Sekunden zersprang das Fensterglas und fiel in kleinen Stücken auf den Bürgersteig und glühende Holzrahmen und Eisenträger ragten aus den Fensterlöchern. Die Flammen fraßen sich durch das Treppenhaus in alle Zimmer. Verzweifelt baten meine Eltern die Feuerwehrleute um eine Leiter. Mein Vater wollte wenigstens die gepackten Kisten retten. Die Antwort war kurz. „Sie glauben doch nicht, dass wir aus reiner Menschenfreundlichkeit Leitern an die Bewohner der Häuser vergeben. Wir haben unseren Befehl.“ Wer tat damals schon etwas ohne Befehl. Auch die goldene Armbanduhr meiner Mutter änderte daran nichts. Meine Eltern mussten hilflos mit ansehen, wie ihre Wohnung mit allem Inventar in wenigen Minuten zu einem großen Trümmerhaufen zusammensackte. Auf den Straßen rannten die Menschen um ihr Leben. Jeder versuchte, den Flammen zu entkommen. Mütter suchten hysterisch schreiend ihre Kinder. Niemand kümmerte sich um die Verletzten in den Mauernischen. Viele schleppten sich unter großen Schmerzen in die Grünanlagen am Wall, während das Feuer in Mänteln und Schuhen mit ihnen lief. Es handelte sich um Phosphorbomben, die sich in die Körper und Beine der Menschen fraßen. Die Statistik wies später aus, dass mehr als 1.000 Menschen in den Flammen und unter den einstürzenden Gebäuden ums Leben kamen. 50.000 Menschen wurden obdachlos, drei davon waren wir.

Vater fand eine Wehrmachtswolldecke, tauchte sie in ein Regenfass und hüllte mich darin ein. Mit diesem nassen Bündel und dem kleinen ledernen Dokumentenkoffer rannten meine Eltern durch den Feuerstrom bis an den Wallgraben vor der Feuerwache. Auf dem Weg dorthin fand Mutter zwischen dem Bauschutt ein Stück Watte. Vater sagte: „Nimm es mit, wir können damit immer noch unsere Schuhe abreiben.“ An der Contrescarpe stellten sie sich in das seichte Wasser und hofften, wenigstens von den Phosphorbomben verschont zu bleiben. Durch den dichten Qualm erkannte Mutter ein Auto, in dem ein gut gekleideter Mann saß. Er stellte sich als Bürgermeister von Ganderkesee vor und war sofort bereit, unsere kleine Familie mit in sein Dorf zu nehmen. Mutter lehnte dieses Angebot dankend ab, weil das kleine entlegene Dorf sie noch mehr von der Stadt trennen würde. Sie hoffte immer noch, in der Stadt bleiben zu können, vorerst heimatlos und ohne Gepäck. Der gesamte Besitz meiner Eltern war geschrumpft auf den kleinen ledernen Koffer mit Papieren, einem umhäkelten Taschentuch und einem Stückchen Watte.

Am nächsten Morgen verkündete der strahlend blaue Himmel über der verkohlten Stadt wieder einen herrlichen Sommertag, einen, den die Dichter gern in ihren Versen schildern. Der Himmel gehörte niemandem, er erklärte sich auch nicht solidarisch mit dem, was unter seinem strahlenden Gewölbe geschehen war. Unten, zwischen den Ruinen kochte und qualmte es und der Blick entlang der Häuserzeilen zeigte die schreckliche Realität. Verbrannte Mauern glotzten mit rauchgeschwärzten Fensterlöchern auf die Straße und zwischen Schuttbergen und Geröll ragten Überreste von Treppen und Pfeilern heraus. Die Hutfilterstraße, unsere Wohnstraße, wurde wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Meine Eltern gingen in Richtung Westen zum Panzenberg in Walle, um nach meiner Oma und der Tante zu suchen. Man hatte dort auf einem freien Platz alle verkohlten Leichen der letzten Nacht, aufgereiht zur Identifizierung. Meine Mutter konnte aber aufatmen, sie erfuhr, dass Oma bei Freunden übernachtet hatte und sich bester Gesundheit erfreute.

Viele Male hat mir Mutter manchmal sachlich, manchmal weinend und anklagend diese eine Nacht bis ins Detail geschildert. Alle Geschehnisse haben sich bei mir so intensiv eingeprägt, dass ich mir sicher bin, den gesamten schrecklichen Ablauf mit allen Sinnen erlebt zu haben. Nur deshalb konnte ich die Bombennacht aufzeichnen.

Zwangsläufiger Umzug aufs Land

Immer noch herrschte Krieg und die Bombenangriffe auf Bremen gingen unvermindert weiter. Vater und Mutter hausten mal bei Bekannten in der Stadt, vorübergehend in Abstellräumen, sogar im Stall bei einem Kleinbauern hinter dem Bremer Bahnhof. Meine Tante im Bremer Osten hätte Platz gehabt, aber sie schickte unsere kleine Familie wieder fort, weil ein Bombensplitter das Wohnzimmerfenster zersplittert hatte und das wertvolle Ölgemälde über ihrem Sofa durch ein faustgroßes Loch beschädigt war. Mit diesem Schaden sah sie sich außerstande, uns für ein paar Nächte zu beherbergen.

Mutter hatte inzwischen einen so genannten Volkskinderwagen für mich besorgt. Am Fußende versteckte sie bei jeder Ausfahrt ein kleines Nachttöpfchen, das sie auf sehr originelle Weise für mich erstanden hatte. Mit den Worten: „Ich brauche einen Nachttopf für meine Tochter“, setzte sie mich einfach mit dem nackten Po auf den Tresen eines Kaufladens, den sie noch aus besseren Zeiten kannte. „Das Kind bleibt hier sitzen, bis Sie mir einen Topf geben.“ Tatsächlich dauerte es gar nicht lange, da stand ein nagelneuer Nachttopf auf dem Tresen. Dieses wichtige Utensil war ausschließlich für meinen Babypo bestimmt. In Bunkern und Lagern wurden die Töpfchen von mehreren Kindern benutzt, denn Hygiene hatte damals keinen großen Stellenwert.

Nach einer Zeit der Ungewissheit und eines entwürdigenden Nomadendaseins beschlossen meine Eltern aufs Land zu ziehen, um dort das Ende des Krieges abzuwarten. In dem kleinen Dorf Ottersberg, einem winzigen Fleck auf der Landkarte, gab es günstig Land zu pachten.

Sie pachteten einen halben Morgen Viehweide für 99 Jahre. Auf dieses Grasland wollte Vater unsere vorläufige Unterkunft stellen. Gleich hinter den Wiesen floss die Wümme, ein kleines Flüsschen, das sich hinter dem Deich durch die grünen Wiesen schlängelte und der Landschaft im Sommer einen besonderen Charme verlieh. Im Herbst, bei anhaltendem Regen, wurde der schmale Bach über Nacht zu einem reißenden Strom. Die Wassermassen traten über die ohnehin niedrigen Deiche und überschwemmten das gesamte Land, auch unsere Weide. Für die Bauern hieß die Feldmark mit ihren feuchten Wiesen ohnehin nur „das Überschwemmungsgebiet“. Von dieser Gefahr hatte man meinen Eltern nichts erzählt. Vielleicht wäre es ihnen auch einerlei gewesen, denn ein eigenes Grundstück bedeutete mitten im Krieg sehr viel. Meine Eltern besaßen nach Wochen des Umherziehens endlich wieder ein Fleckchen Erde, das ihnen gehörte, mit einer eigenen Adresse. In dieser unsicheren Zeit eine Zufluchtsstätte, die Geborgenheit und wohl auch ein wenig Hoffnung vermittelte. Mutter hatte sich dieses Dorf ausgesucht, weil es direkt an der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bremen lag. „Ich will wenigstens in die Stadt fahren können, wenn ich schon in diesem gottverlassenen Nest wohnen muss“, erklärte sie ihre Entscheidung. Sie hatte zwar stets Kampfgeist bewiesen, besaß auch Durchsetzungskraft, die sie einzusetzen wusste, aber das Flammenmeer und die plötzliche Armut versetzten sie wohl in eine Schockstarre, die sie mutlos und unsicher machte. Völlig ungeeignet für ein Leben auf dem Lande saß sie da, bettelarm und ein zweites Mal schwanger. In ihr fraß das Heimweh nach Straßenbahnen, Häuserreihen und den vielen kleinen Geschäften, in der Innenstadt. Am meisten vermisste sie die Konzerte in der Glocke, ganz besonders die Klavierkonzerte der berühmtesten Pianistin dieser Zeit und beste Beethoven-Interpretin, Elly Ney. Im Krieg glühende Hitler-Verehrerin blendete die großartige Künstlerin ihre braune Vergangenheit später sehr geschickt aus. Wahrscheinlich hätte Mutter für diese musikalischen Genüsse auch in Bremen kein Geld gehabt, aber auf dem Lande schien ihr einfach alles noch viel schwieriger. Wenn sie sich über ihre verpfuschten Lebensumstände ärgerte, versank sie in großes depressives Selbstmitleid. Ich hörte ihr gern zu, obwohl ich damals noch nicht viel von den Problemen begreifen konnte. Später, als Zehnjährige glaubte ich ganz fest daran, dass ich alle anschließenden Stationen bewusst erlebt haben musste, so genau kannte ich jede Einzelheit und begann nach und nach, wie Mutter, darunter zu leiden.

In den nächsten Monaten warteten meine Eltern eng zusammengepfercht mit hunderten von Städtern auf einen Zug nach Ottersberg. Durch den anhaltenden Krieg wurden die Essensvorräte in der Stadt knapp, auf dem Land hingegen war die Versorgungslage etwas besser. Die hungernden Menschen nahmen die völlig überfüllten Züge in Kauf und fuhren in Güterwaggons, sogar auf den Dächern der Waggons zum Hamstern aufs Land. Mutter konnte sich überhaupt nicht vorstellen jemals eine Dorfbewohnerin zu sein. Im ersten Jahr ihrer größten Not nicht und auch später nicht, als sie sich dem Landleben zwangsläufig anpassen musste. Sie schimpfte auf das „Negerdorf“, in dem es nicht einmal richtige Straßen oder gar Straßenlaternen gab. Sie blieb eben ein Stadtmensch und wollte weiter Klavierspielen und Konzerte geben. Sie redete sich ständig ein, dass das leere und monotone Leben in der Einsamkeit für sie nur ein Übergang sei, denn nach Kriegsende würde sie ganz schnell in der Stadt eine Wohnung finden. Mein Vater verdrängte die Vergangenheit und schaffte damit Platz für die Gegenwart, die ihm – so hoffte er – neue Erlebnisse bescherte. Er war Naturliebhaber, hier bekam er sie hier in Hülle und Fülle geschenkt, sogar gleich vor der Haustür mit der Hausnummer 342.

Wir kriegen ein neues Zuhause

Als ausgebombte Familie erhielten wir auf Bezugschein Einzelteile für ein kleines Häuschen. Es bestand aus Betonplatten und Pfeilern und wurde in den Akten als „Behelfsheim“ geführt. Die Besitzer konnten sich davon eine massive Bleibe bauen, wenn sie handwerklich geschickt waren oder Helfer hatten. Meinen Eltern wurde ein „Haus von der Stange“ zugesagt, aber mit der Lieferung ließ man sich Zeit, obwohl die ersten Herbsttage bereits den nahenden Winter ankündigten. Der Bürgermeister setzte uns ganz oben auf die Warteliste und sehr bald wurden die Einzelteile auf der Wiese abgeladen. Vater, der für alles den richtigen Instinkt besaß, fand rasch einen Polen, der ihm täglich bei dem Aufbau des Hauses half.

Unser kleines Häuschen auf der Weide wuchs zwar mit jedem Arbeitstag, aber wir konnten es noch lange nicht bewohnen. In der Einsamkeit der Wümmewiesen gab es kaum Übernachtungs- möglichkeiten und Zugereiste wollte niemand haben. Zusätzlich setzte bereits sehr früh der erste Frost ein, dem ein sehr kalter Winter folgte. Die Kleiderauswahl meiner Eltern hielt sich sehr in Grenzen. Meine Mutter trug tagaus tagein einen grünen Trainingsanzug. Dieser Kakaduanzug, wie sie in abfällig nannte, bot ihr wenigstens Platz genug für den wachsenden Bauch, in dem ein neues Menschenkind heranwuchs.
Mein Vater bautes das „Behelfsheim“ später weiter aus.

Bei Bombenalarm suchten meine Eltern Schutz im Keller unter dem Bahnhof. Sie rannten jedes Mal um ihr Leben, wenn die Sirenen ertönten. Das kleine Baby in Mutters Bauch beanspruchte immer mehr Platz und mit jeder Schwangerschaftswoche fiel ihr die Flucht in den sicheren Keller schwerer. Manchmal schafften sie es nur bis zu den Gleisen. Dort legten sie sich zwischen die Schienen, direkt auf den Schotter während die Flieger über den Bahnkörper fegten. Dabei war Angst ihr ständiger Begleiter. Im Bahnhofskeller hatte sich das Häuflein der Ansässigen eine sichere Bleibe vor Bomben und Geschützen geschaffen. Die eingeschworene Gruppe ließ uns deutlich spüren, dass wir ihre harmonische Nachbarschaft empfindlich störten. Niemand war freiwillig bereit, seinen Platz mit uns zu teilen. Besonders der Bahnhofswirt, ein überzeugter Nazi, sowie Fräulein „Heil Hitler“, wie mein Vater Lisbeth O. gern nannte, bestimmten den Ablauf sowohl im Bahnhofsbunker als auch im Alltag. Den Namen Fräulein „Heil Hitler“ hatte man der Person hinter vorgehaltener Hand gegeben, weil sie sich berufen fühlte alle Mitbürger auf den richtigen deutschen Gruß hinzuweisen und bei Missachtung auch nicht vor einer Anzeige zurückschreckte. Für sie war der Krieg mit seinem ganzen Unheil nur ein Übergang und führte in eine verheißungsvolle Zukunft. Genau wie der Naziboss im Bahnhof war sie besessen von der so genannten Führeridee. Sie zählte sich zu den fanatischen Anhängern des Diktators und lebte ihre braune Gesinnung gemeinsam mit anderen Genossen des Ortes voll aus.

Nach der Kapitulation hat genau dieser braune Haufen die deutschen Verlierer verhöhnt, indem alle bei Lisbeth O. zur Klavierbegleitung das Deutschlandlied grölten. Meine Eltern dachten Jahre später nur mit Zorn an ihre Eingliederung in den Ortsteil.

Eine Rückkehr in die Stadt kam für meine Eltern später nicht mehr infrage. Sie kauften das Land und bauten, wenn auch unter vielen Entbehrungen und großer Geldnot, ein schönes geräumiges Haus. Ich kann mir ein Leben in der Stadt überhaupt nicht vorstellen. Das Landleben inmitten der Natur ist mein Lebensraum, obwohl ich die Stadt selbstverständlich nicht missen möchte. Ich bin in Bremen zur Schule gegangen und habe in einer Bremer Firma bis zum Rentenalter gearbeitet.

Bilder: Beitragsbild und 1. Bild im Text / Beitrag
aus dem Staatsarchiv Bremen,  der Freien Hansestadt Bremen
( Gerne gestatten wir Ihnen unter Angabe  der Quellen
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Die Fotos des „Behelfsheim“ und dem späteren Ausbau  ( 2, und 3. Bild )
sind private Fotos aus dem Besitz der Autorin )

pixabay – Atemberaubende kostenlose Bilder (CC) – creative commons    

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